Der Begriff Barock (dem Portugiesischen Wort „barocca“ entlehnt, bedeutet „schiefrunde Perle“) bezeichnet eine europäische Strömung, welche sich ungefähr über den Zeitraum von 1575 bis 1770 erstreckte und vor allem in Literatur, Architektur und Kunst ihren Ausdruck fand. Sie löste die Strömung der Renaissance ab und ging in den darauf folgenden Klassizismus auf.
Die Barockströmung war geprägt von der Antithetik in allen Lebensbereichen, zerissenen Lebensgefühlen, Vergänglichkeitsbewusstsein, religiösen Süchten und fanatischem Glauben.
Vor allem der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hatte einen maßgeblichen Einfluss auf den Barock, denn diese Zeit war geprägt von Krieg, Pest, Hunger und Armut. Weite Landstriche des damaligen Deutschen Reiches wurden quasi entvölkert und zerfielen in absolutistisch regierte Kleinstaaten.Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten sah sich demnach 3 Jahrzehnte mit dem Tod konfrontiert. Über diesen langen Zeitraum entwickelte sich eine Art Hoffnungslosigkeit auf das Leben - der Vergänglichkeitsgedanke Vanitas und der alltägliche Todesgedanke Memento Mori. Im krassen Gegensatz dazu steht das antithetische Motiv des Carpe Diem - Nutze den Tag trotz allen Umständen!Diese Antithesen spiegelten sich vor allem in der Kunst wieder. Die Katholische Kirche war darauf bedacht, dem abkehrenden Gläubigen durch Prunk und Glanz zu beeindrucken, was sich vor allem in der italienischen Architektur wiederspieglte. Im Gegensatz dazu stand die sich entwickelnde Literaturströmung, welche nur zu oft die Vergänglichkeit aller weltlichen Dinge in den Vordergrund rückte.
Dem Betrachter, bzw. dem Leser sollte die Illusion des weltlichen Geschehens vor Auge gehalten werden. Dies wurde in der Malerei erreicht durch perspektivische Verkürzungen, wodurch man die Räume illusionistisch ausweitete, sowie im Theater, welches zu einer Multimediaerfahrung wurde, in dem der architektonischen Raum des Gebäudes und dem Bühnenbild eine größere Bedeutung zukam.
Das selbe Schema entwickelte sich in der Musik des Barock, die alle Lebensbereiche des Zeitalters wiederspiegelte. Mit Verwendung der einfachen Tonarten Dur und Moll schuf sich nun die Möglichkeit, Gegensätze und Spannungen auszudrücken. Nicht mehr das in sich beruhigte Beieinander, sondern das Gegeneinander leidenschaftlicher Bewegtheit wurden zum Thema.
Besonderheiten in der Lyrik
Im Barock spielten die äußere Ästhetik und der Wohllaut eine große Rolle. Um diese Wirkung zu erreichen, wurde auf Stilmittel wie Anaphern, Metaphern, Antithetik und Hyperboliken zurückgegriffen. Anaphern und Symbole wurden bevorzugt eingesetzt, um durch bildliche Darstellungen elementare Dinge wie Diesseits und Jenseits, sowie die Rolle des Menschen zu erläutern.
Das Sonett (aus dem Lat. sonus = Klang, Schall) ist im Barock die vorherschende Gedichtsform. Der Name bedeutet „kleines Tonstück“ und wurde als „Klinggedicht“ übersetzt.
Ein Sonett besteht aus vierzehn Verszeilen, die in der italienischen Originalform in vier kurze Strophen eingeteilt sind: zwei Quartette und zwei sich daran anschließende Terzette. Diese Form hat den Vorteil, dass man das Gedicht inhaltlich, durch die Trennung und Strukturierung der Strophen, antithetisch aufbauen kann. Normalerweise wurde in den ersten beiden Quartetten eine These aufgestellt, welche in den beiden Terzetten durch die Antithese auf eine höhere Ebene gebracht wurde.
Alternativ konnte auch eine These im ersten Quartett, eine Antithese im zweiten Quartett und die abschließende Synthese in den beiden Terzetten gebracht werden.
Als Reimschema wurde in Deutschland vor allem ein umschließender Reim bei den Quartetten eingesetzt (a-b-b-a). Ein Kreuzreim wurde dagegen bei den Terzetten (c-d-c und d-c-d) verwendet.Alternativ konnte auch eine These im ersten Quartett, eine Antithese im zweiten Quartett und die abschließende Synthese in den beiden Terzetten gebracht werden.
Zum prägnanten Formulieren von Paradoxen oder Antithesen eignet sich bis heute vor allem das Versmaß des Alexandriners, mit welchem man Sinnsprüche besonders gut ausdrücken kann. Im 17. Jahrhundert drang der Alexandriner aus der damals maßgebenden französischen Literatur nach Deutschland vor. Im Barock wurde er dann, unter anderem durch Martin Opitz, zur herrschenden Versform.
Die Besonderheit besteht darin, dass in der Mitte eines sechshebigen Jambus (sechs unbetonte und sechs betonte Silben pro Vers im Wechsel) eine Zäsur (eine Art Schnitt) eingehalten wird. Auf der sechsten und der zwölften Silbe, welche beide betont werden, entsteht somit ein fester Akzent. Die Zäsur wird bei einer Analyse oftmals durch einen Schrägstrich ( / ) gekennzeichnet.Oftmals wird mit der Zäsur die Antithetik eingeleitet.
Du siehst, wohin du siehst, / nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, / reißt jener morgen ein,
Wo itzund Städte stehn, / wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind / wird spielen mit den Herden.